Der schwere Weg zur Schönheit

Von

Andrea Buchmann

Höllmannsried/Schweinhütt. Was haben Schweinhütt und Höllmannsried gemeinsam? Heftig werden Bäume gepflanzt, Blumenbeete angelegt, Dorfplätze umgestaltet, Häuser renoviert. Denn beiden Orte sind Teilnehmer am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden".

Kaum ist man nach Höllmannsried hineingefahren, ist man auch schon wieder draußen. 158 Einwohner hat das Dorf in der Gemeinde Kirchberg. Und die hängen an ihrem kleinen Ort, hegen und pflegen ihn.

Bäume statt Steine

Steinen war da nichts", erzählt Otto Ertl. Daß man da etwas tun muß, hat die Dorfgemeinschaft bereits vor zehn Jahren beschlossen. Heute ist er begrünt mit einem schönen Kreuz in der Mitte, daneben eine Sitzgruppe aus Holz. Vor zwei Jahren wurde die Teerfläche durch Pflastersteine ersetzt.

Einladend sieht die Ortsmitte nun aus: "Oft treffen wir uns dort ganz spontan, sitzen gemütlich zusammen", erzählt Ertl. Der Platz ist jedoch auch Mittelpunkt rauschender Dorffeste. Der Erlös solcher Veranstaltungen bleibt im Dorf: Davon konnten die Höllmannsrieder im letzten Jahr ihren alten steinernen Backofen renovieren. "Jetzt kann ich bei den Dorffesten darin Sengzelten backen und verkaufen", erzählt Elisabeth Ertl.

Um ihre Aktivitäten koordinieren zu können, haben die Höllmannsrieder vor zwei Jahren einen fünfköpfigen Arbeitskreis gewählt. "Wir haben einfach großes Interesse, daß im Dorf ebs geht", meint Dorfhauptmann Michael Berger. Als nächstes nimmt die Gruppe einen Brunnen in Angriff. Der soll direkt neben dem Backofen entstehen. "So wie es früher einmal war." Für heuer ist zudem der Bau eines Bus-Wartehäuschen geplant. Das Material im Wert von etwa 2000 Mark stellt zwar die Gemeinde - das Bauen übernehmen die Dorfbewohner.

"Ihr aktives Dorfleben, das Interesse an der Gestaltung des Ortes ist der Grund, warum ich den Höllmannsriedern vorgeschlagen habe, sich bei dem Wettbewerb zu präsentieren", berichtet Bürgermeister Alois Wenig.

Dabei geht es nicht nur ums Gewinnen. Der entscheidende Punkt: Alle Teilnehmer werden fachlich betreut. "Meine Aufgaben ist es, den Bürgern mit Ratschlägen zur Seite zu stehen", berichtet Klaus Eder, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege. Auf seine Anregungen hin haben die Höllmannsrieder begonnen, Obstbäume auf der Streuweise am Ortseingang anzupflanzen, Schlehen, Haselnußsträucher und Weiden zu setzen.

Auch die Schweinhütter haben sich mit dem Kreisfachberater bereits zusammengesetzt. Eders Rat: Hof-und Spalierbäume anpflanzen, Bauerngärten anlegen, Mauern mit Kletterrosen und anderen Pflänzchen begrünen.

Blumen statt Teer

aufgestemmt und Blumenbeete angelegt", erzählt Rosemarie Pichler. Stolz sind die Schweinhütter auf ihre riesige Dorflinde und den alten Wildkirschbaum neben der Kirche, den Sepp Pichler gerade erst saniert hat. Das Ehepaar Pichler ist Mitglied des zehnköpfigen Arbeitskreises. Erst vor wenigen Monaten wurde er ins Leben gerufen, um im Dorf etwas zu bewegen. Die Schweinhütter sind noch ganz am Anfang ihrer Bemühungen.

"Vor einer Woche haben wir Flischbach im Landkreis Cham besucht", erzählt Arbeitskreismitglied Friederike Köppl. 15 Jahre hat dieser Ort gebraucht um sich Schritt für Schritt zum Bundessieger des Wettbewerbs hochzuarbeiten. "Doch so was von grün habe ich noch nicht gesehen", meint sie bewundernd.

Die Schweinhütter planen in den nächsten acht bis zehn Jahren ihr Dorf ebenfalls zum Blühen zu bringen. "Noch haben wir es mit vielen Skeptikern zu tun, die das alles für einen großen Schmarrn halten", erzählt Pichler. Aber einen Versuch sei es wert, möglichst viele der 489 Einwohner mitzureißen. "Wir gehen mit gutem Beispiel voran". Noch in diesem Jahr wird das alte Feuerwehrhaus aus den 50er Jahren renoviert. "Dabei unterstützt uns die Stadt", so Sepp Pichler. Sie übernimmt die Kosten in Höhe von 55000 Mark. Im nächsten Jahr ist die Begrünung des Dorfangers an der Reihe. "Schön wäre es, aus der Zisterne wieder einen Dorfweiher zu machen", schwärmt Pichler. Noch wirkt die Dorfmitte kahl und ungemütlich. Bestimmt wird das Bild von den häßlichen Recycling-Containern, die mitten auf dem Platz stehen.

Vier Wochen ist noch Zeit bis zur Bewertung. Viel ist zu tun: Geplante und bereits umgesetzte Projekte müssen beschrieben werden, eine Dorfchronik zusammengestellt und Fotos von den zahlreichen Festivitäten - vom Maibaumaufstellen bis zum Wolfsauslassen im November - geordnet und kommentiert werden.