Rose

du Spätling, noch aufgehalten von bittren
Nächten, von zuviel sternischer Klarheit,
ahnst du, Rose, das süße, das leichte Erfülltsein
deiner Sommer Geschwister?

 

In deiner Knospe seh ich dich zögern, Tag für Tag,
du allzu fest verschlossene Rose.
Du ahmst das Langsame des Todes nach
Und wirst doch erst geboren.
 
Läßt dich dein zahlloser Zustand erfahren,
in einer alles verwirrenden Mischung,
wie der unsagbare Klang aus Sein und Nichtsein ist,
den wir kaum gewahren?
Rainer Maria Rilke (1875-1926)